Im Wintersemester 1969 wurde mit der Lehrveranstaltung „Grundlagen des Sprechens“ das Fundament für das Lehrgebiet Mündliche Kommunikation und Sprecherziehung in Regensburg gelegt – nur zwei Jahre, nachdem an der Universität Regensburg der Lehrbetrieb aufgenommen wurde. Dieses Jubiläum wurde unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln? Die Bedeutung sprecherischer Elementarprozesse in der modernen Sprechwissenschaft und Sprecherziehung“ in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung (DGSS) und der Berufsvereinigung Sprechkompetenzen in Bayern (BVS Bayern) gefeiert. Prof. Dr. Nikolaus Korber, Vizepräsident für Studium, Lehre und Weiterbildung der Universität Regensburg, bemerkte in seinem Grußwort: „Die Sprecherziehung gehört quasi zur DNA der Universität Regensburg. Sie ist ein Fachgebiet, bei dem man sich denkt, das müsste man mal selber machen. Für Vorlesungen und Reden wäre das gewiss hilfreich.“
Zur Tagung kamen Vertreter*innen aus unterschiedlichen Professionen zusammen, die mit mündlicher Kommunikation in verschiedenen Kontexten zu tun haben. Während des Tagungsverlaufs wurden zum einen die Grundlagen des Sprechens thematisiert und zum anderen historische Bezüge des Faches beleuchtet. Schon im einleitenden Festvortrag erklärte der Regensburger Phoniater Prof. Dr. Tamás Hacki, dass etwa ein Viertel der erwerbstätigen Personen in den Industrieländern professionelle Sprachnutzer seien und somit Stimme und Sprache die wichtigsten Werkzeuge zur Durchführung ihrer Arbeit sind. Diese Bedeutung wurde auch in den dreizehn angebotenen Workshops praktisch erfahrbar, die verschiede Inhalte von der Atmung über die Stimmgebung bis hin zu Aufmerksamkeits- und Zuhöraspekten in der Kommunikation thematisierten.
Das weite Spektrum der mündlichen Kommunikation zeigte sich ebenso in den 28 Vorträgen: So wurde in verschiedenen Zusammenhängen die Verbindung sprecherischer Elementarprozesse im Kontext rhetorischer, sprechkünstlerischer und therapeutischer Kommunikation herausgearbeitet. Großes Augenmerk wurde auf die Berufsgruppe der Lehrenden gelenkt, die in besonderer Weise sprecherischen Herausforderungen unterliegen, ohne im Studium hinreichend auf diese Aufgabe vorbereitet zu sein. Die Regensburger Sprecherziehung bringt sich hier in intensiver Weise ein, um diese Lücke in der Lehramtsausbildung zu schließen. Weitere Höhepunkte der Tagung waren die Podiumsdiskussion zu den verschiedenen Berufsfeldern der Sprechwissenschaft, die vor allem an die Studierenden des Faches gerichtet war, sowie ein künstlerischer Abend mit Hans-Martin Ritter und Klaus Pawlowski im Studierendentheater der Universität. Mit dem Abschlussvortrag „Ja, wo liegen sie denn, diese Wurzeln?“ warf Prof. Christa Heilmann den Blick zurück in die Antike. Sie konnte zeigen, dass schon damals ein beeindruckendes Wissen über Stimmgebung und Sprechen vorhanden war, welches ohne unsere heutige Technik generiert wurde und welches heute noch einschlägige Theorien prägt.